Mut zur Mehrsprachigkeit…

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Mut zur Mehrsprachigkeit – So erziehe ich mein Kind in einer Fremd- oder Zweitsprache“ ist der Titel eines Buches, das zur diesjährigen Frankfurter Buchmesse im Verlag Auf dem Ruffel erschienen ist. Das Buch ist laut der Autorin, Frau Inés María Jiménez, für Eltern gedacht, die eine Fremdsprache sehr gut beherrschen und daran denken, ihre Kinder in dieser Sprache zu erziehen oder diese Art der bilingualen Erziehung bereits praktizieren.

Die Autorin, Inés María Jiménez, studierte Romanistik, Germanistik und Sprachlehrforschung. Sie arbeitete als Dozentin für verschiedene Sprachinstitute und als Lehrbeauftragte an einer Universität und sie war mehrere Jahre lang als Journalistin tätig. Inés María Jiménez erzieht ihre beiden Töchter zweisprachig in Spanisch und Deutsch. Wir hatten die Möglichkeit, Frau Inés María Jiménez ein paar Fragen zu stellen, dessen Antworten wir hier wiedergeben.

1. Im Markt existieren viele Bücher über zweisprachige Erziehung, was glauben Sie macht Ihr Buch speziell?

Der Unterschied zu anderen Büchern über Bilingualismus ist in der Zielgruppe zu finden. Während die meiste Literatur zum Thema für Eltern geschrieben ist, die selbst zweisprachig aufgewachsen, also Muttersprachler sind („natürliche Zweisprachigkeit“), untersucht mein Buch die bilinguale Erziehung in einer Fremdsprache („intentionale Zweisprachigkeit“). Es ist für Eltern gedacht, die aus den unterschiedlichsten privaten oder beruflichen Gründen eine weitere Sprache sehr gut beherrschen. Das können Übersetzer, Dolmetscher oder Sprachenlehrer sein, aber auch Menschen, die z.B. eine Zeit lang im Ausland gelebt haben. Viele dieser Eltern haben den berechtigten Wunsch, ihre Kinder zweisprachig zu erziehen, konnten bisher aber nicht auf spezielle Literatur zum Thema zurückgreifen. Allgemeine Werke raten oft von der Erziehung in einer Fremdsprache ab oder berücksichtigen nicht den besonderen Status, den solche Eltern aufweisen. Sie haben z.B. keine Familie im Hintergrund, zu denen sie ins Ausland fahren können, damit die Sprachpraxis ihres Kindes trainiert wird. Ein weiteres Problem kann sein, dass Eltern irgendwann dahin tendieren können, wieder in ihre deutsche Muttersprache zurückzufallen, wenn sie mit ihrem Kind sprechen. Oft ist das der Fall, wenn man beruflich oder privat Stresssituationen ausgesetzt ist oder wenn man sprachlich an seine Grenzen stößt und Kindern manche Dinge nicht so erklären kann, wie man es in seiner Muttersprache könnte. Es ist wichtig, diese möglichen Probleme zu thematisieren und auf die besondere Situation der Eltern einzugehen. Diese Aufgabe übernimmt mein Ratgeber.

2. Sie haben den Titel „Mut zur Mehrsprachigkeit – So erziehe ich mein Kind in einer Fremd- oder Zweitsprache“ ausgewählt? Glauben Sie, dass vielen Eltern der Mut fehlt, ihre Kinder zweisprachig  groß zu ziehen?

Im Grunde nicht. Die so genannte „natürliche Zweisprachigkeit“ wird heutzutage viel mehr propagiert als noch vor zwanzig oder dreißig Jahren. Doch halten sich bestimmte Ressentiments bis heute, wie ich vor kurzem wieder feststellen musste. Ein Vorurteil ist beispielsweise, dass bilingual erzogene Kinder oft sprachlich verspätet seien. Dafür gibt es aber keine empirischen Beweise. Wenn jedoch schon muttersprachliche Eltern solche Akzeptanzschwierigkeiten haben, um wieviel schwerer ist es dann für Eltern, die ihre Kinder in einer Fremdsprache erziehen wollen, Unterstützung für diese spezielle bilinguale Erziehung zu finden? Ob es sich um Verwandte, Freunde oder sogar Fachleute handelt: Die bilinguale Erziehung in einer Fremdsprache hat viele Kritiker. Eltern benötigen jedoch einen positiven Hintergrund. Mit meinem Handbuch gebe ich nicht nur Tipps, sondern auch viel Hintergrundwissen zum Thema „Intentionale Zweisprachigkeit“ und erzähle von erfolgreichen Fallbeispielen. Es setzt solchen Vorurteilen Argumente entgegen. Ich habe damals ein „Mut-Mach-Buch“ für solche Eltern schreiben wollen. Daher habe ich diesen Titel gewählt.

3. Sie sind auch Mutter von zweisprachigen Kindern: Haben Sie einen Rat, wie man die zweite Sprache besser ins tägliche Leben integrieren kann?

Der beste Rat ist: Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Kinder. Das ist natürlich nicht immer realisierbar. Wer aber viel mit seinen Kindern in der anderen Sprache liest, singt, reimt und vor allem spielt, findet auf diese Weise immer neue Gesprächsanlässe. Auch sollte man sich viel mit anderen muttersprachlichen Eltern und Kindern treffen. Kinder lernen Sprache vor allem im Spiel mit Gleichaltrigen. Und gerade nicht-muttersprachliche Eltern werden dadurch immer wieder motiviert, in der Fremd- oder Zweitsprache zu bleiben.

4. Was glauben Sie sind die größten Fehler, die Eltern in der bilinguale Erziehung machen können?

Das größte Problem ist, zu wenig Zeit für die bilinguale Erziehung aufzuwenden. Kinder, denen der sprachliche Input fehlt, werden nicht selten zu so genannten passiven Bilingualen, die eine andere Sprache zwar verstehen, sie aber gar nicht oder mit Fehlern sprechen. Auch nicht genügende Kontakte zu anderen Muttersprachlern können zu einem Problem werden. Oft bleibt dann die Mutter oder der Vater die einzige sprachliche Instanz, was nicht ausreichend ist, um Kinder zu motivieren, die Sprache zu gebrauchen. Eine gute Sprachentwicklung entsteht durch permanente Anwendung. Eltern, die in einer Fremdsprache erziehen, haben zusätzlich noch mit dem möglichen Problem der fehlenden Konsequenz zu kämpfen. Sie müssen sich nicht nur permanent selbst motivieren, in der Fremdsprache zu bleiben, sondern auch noch Zeit dafür aufwenden, dass ihre Sprachkenntnisse dynamisch bleiben und sich weiter entwickeln. Geschieht dies nicht, so ist ein Rückfall in die deutsche Muttersprache und somit ein Ende der bilingualen Erziehung wahrscheinlich. Auch auf diese Schwierigkeiten gehe ich in meinem Handbuch ein.

Wir bedanken uns bei Frau Jiménez und wünschen Ihnen viel Spaß am Lesen.

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